„Ich will nicht wissen, was es in Deinem Gehirn gibt, ich will wissen, was Du in Deinem Herz hast“.
Marshall Rosenberg war meiner Meinung nach ein Genie.
Wenn ich eine Beleidigung höre, dann schaltet sich sofort mein Gehirn an, und ich habe dort keinen Raum mehr, um nachzuschauen, was hinter den beleidigenden Aussagen verborgen ist. Mir bleibt nur noch eine Waffe, und zwar selbst zu beleidigen.
Wann findet dieser Kreis ein Ende?
In dem Moment, indem ich aufhöre, mich durch das Beleidigen „schützen“ zu wollen, und schaue, was im Herz meines Gegners steckt.
Welche Gefühle verbergen sie hinter seinen Aussagen? Was fühlt er? Und, noch wichtiger, welche sind seine Bedürfnisse? Was braucht er?
Wenn ich an seine Gefühle und Bedürfnisse denke, habe ich keinen Platz im Kopf mehr, um weiter beleidigen und mich verteidigen zu wollen. Es ist noch einmal ein Sich-Entfremden, von sich selbst und von der Situation. Seine Worte haben nicht zu tun mit mir.
Eher braucht er etwas. Und genau das zu verstehen hilft mir, ihn als Mensch wahrzunehmen und näher zu spüren. Ich entfremde mich von mir selbst, um ihn und seine Bedürfnisse wahrzunehmen
In diesem Moment kann ich tatsächlich ihn als Person sehen, die etwas braucht und der ich helfen kann.
So einfach und so wichtig. Ich habe keine Zeit mehr für Beleidigungen oder Konflikte. Ich habe nur Zeit für den Menschen. Um ihm zu helfen.
Wenn er sich zugehört fühlt, gibt er mir die Chance zu sprechen. Er ist jetzt bereit, mich zuzuhören. Ich höre zu, um gehört zu werden.
„Für mich ist schöpferisches, aktives, sensibles, genaues, einfühlsames, nicht bewertendes Zuhören in einer Beziehung ungeheuer wichtig. Es ist mir wichtig, es zu geben; es ist mir, besonders zu bestimmten Zeiten meines Lebens, äußerst wichtig gewesen, es zu erhalten. Ich habe das Gefühl, innerlich gewachsen zu sein, wenn ich es gegeben habe; ich bin ganz sicher, gewachsen zu sein, erlöst und befreit, wenn man mir auf diese Art zugehört hat.“ Carl R. Rogers